WIE FÜHLT SICH STRESS AN?

In diesem Artikel meint Stress das, was im Körper passiert, wenn wir zum Beispiel aufgeregt, verärgert, neugierig, besorgt oder verängstigt sind, oder:physiologischer stress. Dinge, die Stress verursachen, zum Beispiel Geldsorgen oder Beziehungsprobleme, werden Stressoren genannt.

Stress wird oft als etwas negatives behandelt, das wir aus unserem Leben verbannen müssen. Was dabei oft vergessen wird, ist dass Stress eine wichtige Funktion hat. Unsere Körper brauchen eine gewisse Menge Stress. Ohne ihn gibt es keine Veränderung oder Entwicklung. Wenn man versteht, wie Stress hilfreich sein kann, kann das eine positive Wirkung aufs Wohlbefinden haben. Wenn man sich nur auf die möglichen, gefährlichen Folgen von Stress konzentriert, ohne die hilfreichen Seiten zu sehen, kann das die negaitve Wirkung von Stress sogar verstärken (siehe Fußnote).

STRESS BEREITET DEIN KÖRPER AUF AKTION VOR

Unsere Körper haben eine natürliche Fähigkeit, Stress zu regulieren. Regulation bedeutet: schneller werdenoder langsamer werden, damit wir uns möglichst gut an das anpassenkönnen, was in oder um uns herum passiert.

Wenn man versteht, wie der Körper das macht, kannst Du diese Fähigkeit leichter erkennen und nutzen, um für Dich und andere zu sorgen.

PHYSIOLOGISCHER STRESS KANN SICH GUT ANFÜHLEN

Stress funktioniert wie ein “LOS!-signal” im Körper, der uns hilft zu lernen und uns an die Umwelt anzupassen. Wenn Dein Körper “Gas gibt”, passieren zwei Dinge, die Lernen und Anpassung leichter machen:

WACHHEIT!

Es ist viel leichter, neue Information aufzunehmen wenn wir angeregt und hellwach sind, als wenn wir ruhig und entspannt sind. Wenn Du zum ersten Mal ein Gebäude betrittst, bist Du wahrscheinlich etwas aufmerksamer, als wenn Du nach Hause kommst.

INTENSITÄT

In einem LOS!-Zustand helfen Stresshormone unseren Nervenzellen, neue Netzwerke zu bilden. Netzwerke zwischen Nervenzellen helfen uns, uns in Zukunft an neue Informationen und Fähigkeiten zu erinnern.

Denk an den Rausch, den man bekommt, wenn man sehr aufregende, positive Nachrichten hört. Auf körperlicher Ebene sieht dieses starke Gefühl fast genauso aus wie Angst: Dein Herz rast, Deine Temperatur steigt und Deine Muskeln sind einsatzbereit.

Aufregung ist auch Stress!
Auf körperlicher Ebene kann sich Aufregung genauso anfühlen (und aussehen) wie Angst.

WERKZEUG: Stress zum Guten nutzen

Kannst Du Dich erinnern, wann Du das letzte Mal einen Test gemacht hast, mit einer großen Gruppe von Fremden gesprochen hast, oder etwas schaffen musstest, das viel körperliche Kraft gekostet hat? Erinnere dich daran, wie Du Dich dabei gefühlt hast. Je nach Situation hast Du Dich vielleicht aufgeregt und energiegeladen, oder ängstlich oder gereizt gefühlt. Wenn Du das nächste Mal in einer ähnlichen, etwas stressigen Situation bist, probiere das aus:

  1. Nimm wahr, wie dein Körper Gas gibt.
  2. Denk dran, dass Du dadurch wacher, energiegeladener und besser in der Lage bist, die anstehende Aufgabe anzugehen.
  3. Achte darauf, WIE ES SICH ANFÜHLT, VOLLER ENERGIE ZU SEIN: istes angenehm, unangenehm oder neutral?
  4. Wenn es angenehm oder neutral ist, versuche wertzuschätzen, wie Dein Körper sich an die Situation anpasstund Dir die Kraft gibt, sie mit voller Konzentration und Einsatz anzugehen!

WIE VIEL STRESS BRAUCHST DU?

Zu viel Stress kann die natürliche Ausgleichs-Fähigkeit des Nervensystems überlasten. Aktivierung und Erhoung. Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, kostet Stressüberlastung dem Körper viel Energie. Sie kann auch beeinflussen, wie gut oder schlecht unsere Kommunikation mit anderen Menschen läuft.

Mit Stress-Überlastung umgehen heißt nicht nur, sich zu beruhigen. Manchmal brauchen wir eher Aktivierung!

Zu wenig Stress hingegen ist auch nicht gut. Stell Dir zum Beispiel vor wie es wäre, wenn Du nie genervt genug wärest, um Dinge zu ändern, die Stress verursachen. Stressige Emotionen machen uns auf Probleme aufmerksam, um die wir uns kümmern müssen.

Ein gewisses Maß an Stress ist hilfreich:

  • Stress funktioniert wie ein Signal im Körper, das sagt, wenn’s Zeit für Bewegung und Veränderung ist. Das hilft uns dabei, Neues zu lernen und uns an unsere Umwelt anzupassen.
  • Kurz gesagt: Stress hat eine überlebenswichtige Aufgabe, nämlich, uns in BEWEGUNG zu bringen. Ohne Stress in unserem Leben hätten wir nichts, das Entwicklung oder Veränderung vorantreibt.
  • Das gilt nicht nur für unser Verhalten, sondern sogar auch fürs Immunsystem: Akuter, kurzfristiger Stress, der minuten- oder stundenlang anhält, schützt uns sogar vor Infektionen, indem er unsere internen Immunreaktionen beschleunigt ( siehe Fußnote ).

In diesem Sinne bedeutet Stressbewältigung nicht, Stress aus unserem Leben zu verbannen. Es geht darum, WIE VIEL und WIE LANGE, und kann je nach Herausforderung sowohl Ruhe finden als auch Energie tanken bedeuten.

WENN STRESS SICH SCHLECHT ANFÜHLT

Zu viel Stress kann mit der Zeit zu „Überlastungs-Signalen“ führen, zum Beispiel unangenehmen körperlichen Schmerzen, Gefühlen und Gedanken. Diese sind von Person zu Person unterschiedlich und kein Zeichen von Schwäche. Sie sind Zeichen dafür, dass es an der Zeit ist, etwas zu ändern.

Langfristige Stress-Überlastung:

Im sozialen Leben: Rückzug von Freunden und Familie, „Klammern“ an anderen oder häufige Konflikte.

Im Körper: Unangenehme Anspannung, Schlaf- und Verdauungsprobleme, häufige Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Müdigkeit.

In Gefühlen: „Leer“ oder „ein schweres Herz haben“, dauernde Gereiztheit oder unkontrollierbare Wut.

In Gedanken: „zu viel nachdenken“, unangenehme Gedanken, die immer wieder auftauchen, oder intensive negative Gedanken über uns selbst und andere.

Kurzfristige Belastung:

Im sozialen Leben: vorübergehender Verlust oder Zunahme von Mitgefühl, Interesse und Geduld mit anderen.

Im Körper: Sich voller Tatendrang, angespannt, hellwach, impulsiv oder stark fühlen – kann angenehm oder unangenehm sein!

In Gefühlen: Aufregung, überwältigende Freude, Traurigkeit, Wut, Ekel, …

In Gedanken: Entschlossenheit, Fokus, aber auch „Tunnelblick“. Vorübergehender Verlust der Fähigkeit, die Herzen und Gedanken anderer Menschen im Sinn zu behalten.

MIT KURZFRISTIGEM STRESS UMGEHEN

Erinnere: Stress passiert nicht nur in unseren Köpfen. Unser Körper hat eine natürliche Fähigkeit, Stress zu regulieren. Diese Fähigkeit kannst Du mit einfachen WERKZEUGEN “zündstarten”, die auf Dein autonomes nervensystemabzielen. Zum Beispiel, indem Du mit aller Kraft gegen eine Wand drückst und beim Loslassen kräftig ausatmest.

MIT LANGFRISTIGEM STRESS UMGEHEN

Wenn wir mit vielen Stressoren konfrontiert sind, sind kurzfristige Strategien wie das Beispiel oben nur ein Teil der Lösung. Stress-Überlastung kostet dem Körper viel Energie. Das kann man sich wie eine Wippe vorstellen:

Je mehr Stress wir bewältigen müssen, desto wichtiger wird es, Kraftreserven wieder aufzufüllen.

WOHLBEFINDEN WIE EIN GARTEN PFLEGEN

Selbstfürsorge lässt sich leicht aufschieben. Wenn wir gestresst sind, kann die Vorstellung, sich Zeit zum Ausruhen und Aufladen zu nehmen, sich sogar wie eine zusätzliche, zeitraubende Belastung anfühlen. Das liegt in der Natur des Menschen: Unter Stress richten wir unser Augenmerk auf kurzfristige, sofortige Lösungen. Jede:r kennt Zeiten, in denen kurzfristige Lösungen sein müssen. Aber nachhaltiges Wohlbefinden wie die Pflege eines Gartens: Je früher wir auf Notsignale reagieren, desto nahrhafter wird die Ernte.

Stelle Dir vor, Du baust einen Garten mit Obst und Gemüse an, der Dich und Deine Familie das ganze Jahr über ernährt. Wenn Schädlinge, Dürre oder ein Sturm kommen, braucht es zeitiges Handeln, um die Ernte zu sichern. Das Gleiche gilt für Wohlbefinden. Gut im Blick zu haben, was Du bereits tust und tun kannst, um für Wohlbefinden zu sorgen, ist der Schlüssel zu einer Ernte, die Dich in stressigen Zeiten nährt.

QUELLEN:

Crum, A., Salovey, P. & Achor, S. Rethinking stress: the role of mindsets in determining the stress response. Journal of Personality and Social Psychology 2013 Apr; 104(4):716-33. doi: 10.1037/a0031201. Epub 2013 Feb 25. This study with adults in a corporate setting showed that stress management training that emphasised the negative effects of stress led to participants experiencing more stress than before the training.

Dhabhar, F.S. Effects of stress on immune function: the good, the bad, and the beautiful. Immunol Res 58, 193–210 (2014). https://doi.org/10.1007/s12026-014-8517-0. This study showed how a certain amount of stress enhanced immune responses during

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